Beethovens letzte Wohnung in Wien

Eine digitale Rekonstrukton

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Die Wohn- und Arbeitsräume Beethovens in seiner letzten Wohnung in Wien wurden für diese multimediale Präsentation für das Beethoven-Haus Bonn digital rekonstruiert. Der Besucher kann sich in 7 Panoramen und 5 interaktiven Stilleben ein Bild von der unmittelbaren Lebenswelt des Komponisten machen. Dabei begleiten ihn die letzten dort entstandenen Kompositionen musikalisch, an einer Stelle kann auf die gedämpfte Wahrnehmung Beethovens umgeschaltet werden. Das zugrundeliegende Quellenmaterial (originale Möbel und Alltagsgegenstände, zeitgenössische Beschreibungen und bildliche Darstellungen) ist in einem Katalogteil dokumentiert. Die Gesamtdauer der Präsentation liegt bei ca. 90 Minuten, es ist keine zusätzliche Software zu installieren.

Beethovens Arbeitszimmer Beethovens Schreibtisch und Blick durch die Wohnung
Beethovens Speisezimmer (Kabinett) Beethovens Sekretär

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Mittels digitaler Darstellungstechniken ist es gelungen, die letzte Wohnung Beethovens in Wien für diese multimediale Präsentation zu rekonstruieren. Der Besucher kann sich ein Bild von der unmittelbaren Lebenswelt des Komponisten machen, in der er seine letzten Werke schuf und 1827 starb. In 7 Standpunkten (Panoramen) werden die vier Wohn- und Arbeitsräume Beethovens erschlossen, ein Grundriß der Wohnung sorgt dabei für den Überblick. Der Betrachter kann den Blick frei nach allen Seiten schwenken, dazu das Bild vergrößern und verkleinern. In 5 interaktiven Stilleben können Details wie die Violine oder das Reiseschreibpult näher betrachtet und bewegt werden. Als begleitende Musik wurden zwei der letzten Kompositionen Beethovens ausgewählt, die in dieser Wohnung entstanden: ein Satz aus dem Streichquartett F-Dur op. 135 sowie der "Letzte musikalische Gedanke", ein Fragment, das von Anton Diabelli posthum veröffentlicht wurde. Um Beethovens Lebenswelt noch näher zu kommen, kann die Wiedergabe dieses Klavierstücks auf die gedämpfte Wahrnehmung des Komponisten umgeschaltet werden (Phonetik: Prof. Dr. Wolfgang Hess).

Ludwig van Beethoven führte in Wien eine unstete Existenz, blieb kaum länger als sechs Monate an einem Ort. Am längsten wohnte er noch im "Schwarzspanierhaus", unterbrochen nur durch einen Kuraufenthalt in Gneixendorf im Herbst 1826, von Mitte Oktober 1825 bis zu seinem Tode am 26. März 1827. Der Name des Hauses leitet sich ab vom schwarzen Habit der spanischen Benediktinerkongregation von Montserrat, die das Kloster im 17. Jh. erbaute. Nach dem Auszug des Konvents wurde es ab 1781 zu einem Mietshaus umgestaltet. Es lag am damals noch unverbauten Alservorstädter Glacis, Beethovens Wohnung im 2. Stock blickte Richtung Wien auf den Stefansdom. Hier schuf der Komponist seine letzten großen Streichquartette B-Dur op. 130, cis-Moll op. 131 und F-Dur op. 135 sowie weitere kleine Werke, wie den genannten "Letzten musikalischen Gedanken".

Nach dem Tod Beethovens wurde die Wohnung weitervermietet, Besichtigungsgäste waren willkommen, und schon in der ersten Hälfte des 19. Jhs. wude eine kleine Gedenkstätte eingerichtet. Dennoch konnte nicht verhindert werden, daß der Komplex einer Spekulation zum Opfer fiel und 1904 abgerissen wurde. Glücklicherweise blieben nicht nur verschiedene Möbel und Alltagsgegenstände erhalten, die heute in der Mehrzahl im Beethoven Haus Bonn und in der Beethoven-Gedenkstätte im Wiener "Pasqualati-Haus" gezeigt werden. Es konnte auch viel von der baufesten Austattung der Wohnung gerettet werden (Türen, Fensterrahmen, Parkett), was heute in einem Magazin des Historischen Museums der Stadt Wien eingelagert ist. Sehr viele Hinweise auf die Lebensumstände des Komponisten verdanken wir ferner Beschreibungen wie den 1874 veröffentlichten Jugenderinnerungen Gerhard von Breunings, der als Sohn von Beethovens Freund Stephan von Breuning den Komponisten häufig besuchte. Kurz vor dem Abriß entstand ein recht genaues Aufmaß der Parkettböden, ferner gibt es einige bildliche Darstellungen, besonders wichtig sind die Zeichnungen von Josef Eduard Teltscher (1801-1837) und Johann Nepomuk Höchle (1790-1835), da sie unmittelbar nach Beethovens Tod entstanden.

Dieses gesamte Material wurde herangezogen, um die letzte Wohnung Beethovens zu rekonstruieren. Alle Quellen werden in einem Katalogteil mit 35 Einträgen abgebildet und beschrieben. Wenn keine Originalstücke mehr zur Verfügung standen, wurden Vergleichsobjekte aus den Sammlungen verschiedener Museen und bildliche Darstellungen des frühen 19. Jahrhunderts als Grundlage für die Rekonstruktion benutzt. So ist es heute möglich, in Bild und Ton dem Menschen Ludwig van Beethoven auf eine neue Art und Weise näherzukommen und einen lebendigen Eindruck von der unmittelbaren Umgebung zu gewinnen, in der er die letzten Jahre seines Lebens verbrachte.

Impressum:

Konzeption: Dr. Marcus Frings, Fritz Vöpel, unter Mitarbeit von Silke Bettermann

Musikwissenschaftliche Beratung: Dr. Michael Ladenburger, Julia Ronge

Kunsthistorische Beratung: Silke Bettermann, Dr. Marcus Frings

3D-Art: Fritz Vöpel

Screen-Design: Niclas Brand, Fritz Vöpel

Authoring: Niclas Brand

© Beethoven-Haus Bonn

Bonngasse 24-26

D-53111 Bonn

ISBN 3-88188-079-8